textenfuergeld

 

Kannste mal kurz blablabla?

Eine Kundenberaterin steht in der Tür zu meinem Büro: hängende Schultern, bittender Blick. In der Hand hält sie einen Satz Kopien, wahrscheinlich mit einer marginalen, aber wichtigen Textänderung, die sich der Kunde selbst ausgedacht hat. Die hängenden Schultern sind eine Art Taktik, die mein Mitleid erwecken soll: Besser man ist gleich von vorn herein ein bisschen demütig … bei diesen Kreativen weiß man ja nie, ob die nicht im nächsten Moment komplett ausrasten. Weil man sie gerade beim Ausbrüten einer Platin-Idee stört. Oder beim Versuch, eine durch Nichts zu widerlegende Kausalkette in einer dreizeiligen Copy unterzubringen. Für die noch pflegendere Haar-Pflege, die Bank, der man vertrauen kann, ehrlich jetzt, oder für ein Hundefutter, das durch Bröckchen in Herzform besonders gut für Bello ist. Weil Liebe ja durch den Magen geht, verstehen Sie. Herzen = Liebe? Ach so.

Respekt ist ja was Schönes. Aber bei Demut werde ich zum Tier. Nicht umsonst lautet meine Email-Adresse ganz unsentimental simone(at)textenfuergeld.de und nicht textevonjesus. Kreative waren früher mal wild und gefährlich. Heute sind sie eigentlich sehr umgänglich und klicken genau so brav Like-Buttons, wie Bankangestellte oder Kleintier-Heilpraktiker. Besonders die Texter. Nett, zuvorkommend und mit einem beachtlichen Halbwissen zu allen Themen, die Sie sich vorstellen können. Der Rest steht ja dann im Briefing … Falls nicht, recherchieren wir das eben schnell selber. Mal kurz. Damit wir Ihnen nicht nur schöne, sondern auch richtige Texte schreiben. Zum Beispiel über Sonderedelstähle, Versicherungen, Restwertbörsen, (IT-)Dienstleister, Ministerien, Kosmetikhersteller, Autobauer, Zulieferer, Snack-Produzenten, Wurstfabrikanten oder Elektronik-Riesen. Verlage, Energielieferanten und Tierfuttermittelhersteller nicht zu vergessen. (Die mit den Herzen.)


(Falls Sie mal in eines der gerade genannten Themen reinlesen möchten: Laden Sie sich doch bitte hier das PDF herunter, kreuzen Sie die Brands/Stichworte an, die Sie interessieren und schicken Sie es an mich zurück. Sie erhalten dann zeitnah eine maßgeschneiderte Auswahl an Arbeitsproben.)


Zurück zu den Schultern der zerknirscht dreinschauenden Beraterin. Die weiß nämlich genau, wie man mich kriegen kann: Mit ihrem niedergeschlagenen Blick appelliert sie einfach an meinen Retter-Instinkt. Denn nur so (glaubt sie), kann sie mich dazu bewegen, dass ich dem, was jetzt kommt – und sie geht davon aus, dass es total unter meiner Würde sein wird – einen Moment meiner wertvollen und professionellen, kreativen Aufmerksamkeit widmen werde. Und das ich mich einzigartig und unersetzlich fühle. Was ich auch schlagartig tue. Mist.


Beraterin: „Kannste mir mal kurz bla-bla-bla? “
Ich, selig lächelnd: „Klar kann ich dir bla-bla-bla machen. Komm rein.“

Und in Gedanken füge ich hinzu: „Ich werde deine Texte retten und die Welt gleich mit. Ich werde alles tun, damit du wieder lachen und heute Abend als aufrechter Mensch nach Hause gehen kannst. Ich schwöre. Aber das kostet richtig.“


Sie atmet auf und erklärt mir, was ich tun soll: Über diese Storyboards drüber gehen, nur bisschen fine-tunen, ein paar Headlines schreiben, die Headlines zur Sicherheit auch noch mal in eine ganz andere Richtung schreiben, den Flyer hier und da umstrukturieren, und dann das Ganze bitte auch auf Englisch. Aber nicht einfach nur übersetzen, soll schon auch Sinn machen und den Tenor der Kampagne widerspiegeln. Ach ja, und bei diesem anderen Projekt könnte ich mal kurz mit drüber nachdenken, aber nur so ein Stündchen, danach kommt sowieso nix mehr (och, weißte …), und dann die paar Ideen einfach ganz kurz runter schreiben. Nur so ganz „rough“. Social Media nicht vergessen. Am besten was, was nichts kostet, aber nationalen Impact hat. So für 10.000 Euro.

„Hm ...“ sag ich. „Also was Virales.“


Ihre Augen leuchten auf, endlich! Die Schultern straffen sich. „Das wäre natürlich der Oberhammer! Machste uns das mal kurz?“

Ich: „Klar. Mach ich gerne. Echt.“